Das Zusammentreffen des Abrisses des unweit des Döhrener Turms gelegenen Schlosses Willmer, der "Tränenburg" 1971, das Jahr des Denkmalschutzes sowie eine Portion Neugier waren 1973 für Christel Wiedemann der Auslöser, die Stadt Hannover um den Schlüssel der Turmtür zu bitten. Und sie erhielt ihn tatsächlich. Mit dem dicken Schlüssel ließ sich zwar die stabile Holztür des Turms öffnen, ein weiteres Betreten war unmöglich. Die Treppe und die Gewölbedecke waren größtenteils eingestürzt, das Mauerwerk hatte tiefe Risse, es stank nach Taubenkot. Dennoch waren der Charme des Gebäudes sowie seine bewegte Vergangenheit zu spüren und bereits die ersten Blicke in das Innere reichten aus, ihr nachhaltiges Interesse zu wecken.
Zusammen mit den Fachleuten wurden die Innenräume inspiziert. Die weitgehend intakte Eichenbalkendecke des dritten Geschosses und der unbedingte Wille von Christel Wiedemann, das Gebäude nicht weiter verfallen zu lassen und als Zeuge der Vergangenheit in die Gegenwart zu integrieren, gaben den entscheidenden Anstoß, an eine Restaurierung der Innenräume zu denken.
Nach Beratung im Familienkreis machte Christel Wiedemann der Stadt das Angebot, den Wiederaufbau zu spenden. Die Spende sollte jedoch nicht in Form von Geld, sondern der Übergabe des restaurierten Gebäudes selbst ausgereicht werden. Hierdurch konnte zum einen das Ziel der Instandsetzung schneller erreicht werden, zum anderen war es Christel Wiedemann auf diese Weise möglich, ihre mit der Restaurierung verbundenen Vorstellungen in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz und weiteren Fachabteilungen der Stadt Hannover durchsetzen.
Leicht und unbeschwert waren die Verhandlungen mit der Stadt allerdings nicht. Am 11. April 1975 wurde der Antrag über den Abschluss eines Nutzungsvertrages als Drucksache Nr. 354/75 in den Kulturausschuss und den Verwaltungsausschuss der Stadt eingebracht. (s. a. Dokumentation) Genau vier Monate später wurde zwischen der Landeshauptstadt Hannover und Christel Wiedemann der Nutzungsvertrag über die Verwendung des Döhrener Turms geschlossen. In der über 20 Jahre laufenden Vereinbarung (01.09.1975 - 31.08.1995) wurde der Nutzungszweck, das Verfügungsrecht, die Einrichtung, die Instandhaltung, die Übernahme der laufenden Betriebskosten, das Mitspracherecht, die Haftung, die Kündigung einschließlich der Baukostenrückerstattung sowie die Übernahmeverpflichtung im Erbfall geregelt.
In einer Analyse wurden die notwendigen Wiederherstellungsarbeiten sowie die für eine zeitgemäße Nutzung notwendigen zusätzlichen Maßnahmen festgelegt. (s. a. Dokumentation: Protokoll der Besichtigung am 2. September 1975)
In Jobst von Nordheim fand Christel Wiedemann einen äußerst fachkundigen und gleichermaßen begeisterungsfähigen Architekten, der auch in den nicht wenigen schwierigen Bauphasen seinen Enthusiasmus behielt.
Nachdem die Aufmaße neu aufgenommen sowie das methodische Vorgehen diskutiert und festgelegt waren, wurde ein Angebotswettbewerb ausgeschrieben (Liste der durchgeführten Arbeiten).
Die Kosten der Renovierung 1975 lagen im Rahmen von 100.000 DM (ca. 51.130€). In einer zweiten Stufe spendete Christel Wiedemann die Innenausstattung des Turms, die Übernahme der lfd. Kosten einschl. der notwendigen Instandhaltung.
Nach einer halbjährigen Bauzeit luden am 19. Juni 1976 Christel und Karl-Heinz Wiedemann bei sommerlichem Wetter zur Übergabe des restaurierten Turms ein. Das Ergebnis überzeugte auch die letzten Skeptiker. Ein besonderer Dank galt den zahlreichen Handwerkern der verschiedenen Gewerke, die die ungewöhnlichen Aufgaben mit viel Elan und großer Sorgfalt durchführten und auch vor der Anwendung alter Techniken nicht zurückschreckten.
In den Folgejahren wurde der Turm wie geplant der Öffentlichkeit in verschiedenster Weise zur Verfügung gestellt. Neben den in die hunderte gehenden Turmführungen trafen sich zahlreiche Zirkel und Vereine in dem Gebäude. Lesungen wurden gehalten, kleine Ausstellungen durchgeführt.